Basteleien aus Soft-Ton

Ich liebe Ton. Besonders den rötlichen und den schwarzen. Während bei Töpferkursen das Brennen vom Veranstalter übernommen wird, kann man zu Hause auf lufttrocknenden Ton umsteigen. Dann ist ein fehlender Brennofen kein Problem.

Üblicher Ton besteht eigentlich nur aus Tonmineralen und Wasser. Tonminerale sind extrem feinkörnig und weich, deshalb lassen sie sich durch Druck gut in Form bringen. Für den sogenannten Rohbrand von Ton werden Temperaturen ab etwa 600 Grad Celsius benötigt. Gebrannter Ton wird als Keramik bezeichnet.

Lufttrocknendem Ton werden Stärke, Kreide und ähnliche Füllstoffe zugefügt. So wird er schneller trocken als üblicher Ton. Es gibt außerdem noch Modelliertone, die öl- oder wachsbasiert sind, und Polymer-Tone, die harzhaltig sind (s. auch Tipps unten).

Geschichte
Bereits im Jungpaläolithikum wurde Ton zum Herstellen von Töpfen, Krügen und Figürchen verwendet. 24.000 Jahre v. Chr. fertigten Mammutjäger Figuren wie die Venus von Dolní Věstonice, die zusammen mit Tierfiguren im heutigen Tschechien gefunden wurde. Ton ist auch Bestandteil von Lehm, einem Gemisch aus Ton, Sand und Schluff. Seit rund 10.000 Jahren verwendet der Mensch Lehm als Baumaterial, seit 3000 v. Chr. für das Brennen von Ziegeln.

Mit lufttrocknendem Ton arbeiten

Ich habe mit Soft-Ton (von Glorex) gearbeitet. Dieser wird als „ein natürlicher, speziell weicher und geschmeidiger Ton” beschrieben, der an der Luft fest wird und bei Bedarf sogar bei 1040-1200 °C gebrannt werden könnte.

Wenn der Ton an der Luft trocknet, ist er anschließend nicht so dicht und widerstandsfähig wie übliche Tonwaren. Das heißt, ihr könnt euer Werk nicht wirklich als Vase benutzen und es ist auch im Badezimmer nicht gut aufgehoben, da dort zu viel Feuchtigkeit herrscht. Es gibt allerdings „Tondicht“, das Töpferwaren versiegeln soll. Dafür muss das Objekt absolut durchgetrocknet sein (ca. 5 Tage). Ich habe es nicht ausprobiert, aber auf Amazon gibt es einige Bewertungen.

Lufttrocknender Ton weist generell eine höhere Porosität und Brechneigung auf. Das war auch bei meinen ersten Versuchen das Problem. Der kleine Kaktus hatte schnell einen Riss, obwohl ich Zahnstocher zum Befestigen der „Arme“ verarbeitet hatte. Ich habs dann mit weiterem Ton geflickt.

Kaktus aus Ton, Bruchstelle

Tipps

Beim Arbeiten

Gutes Werkzeug: Holt euch zum Arbeiten einige übliche Tonwerkzeuge. Mit Fingern, Besteck und Bleistift ist das Ergebnis nicht so schön. Auch eine Töpferscheibe ist praktisch, besonders für runde Sachen. Es reicht eine einfache „handbetriebene“. Ihr könnt euer – meist am Untergrund haftendes – Objekt so viel einfacher von allen Seiten betrachten und formen.

Platzierung: Am besten platziert ihr das Objekt auf einem leicht rauen Untergrund. Ich hatte ein Tellerchen auf eine Glaskugel gelegt (damit es eine Wölbung erhält) und dort etwas antrocknen lassen – es klebte schließlich so stark daran, dass es kaum wegging und riss.

Kneten: ist für die Stabilität unverzichtbar. Dafür immer leicht anfeuchten und das Wasser in alle Schichten mit einarbeiten. Ein paar Minuten sollte man schon kneten. Dadurch werden auch die Lufteinschlüsse vermindert, die ein Rissrisiko mit sich bringen.

Stabile Formen: Fertigt erstmal statisch stabile Formen. Wenn ihr Henkel oder Griffe anbringen wollt, solltet ihr eine Grundstruktur aus Draht basteln, über die der Ton gelegt und geformt wird. Bei dem Kaktus habe ich für die Seitenarme Zahnstocher verwendet, doch leider war das nicht ideal – ich hab den Riss später mit etwas Ton ausgebessert.

Nach dem Formen

Die Trockenzeit für Soft-Ton beträgt mindestens 2 Tage (48 Stunden) – je nach Witterung auch bis zu 5 Tagen. Sind noch dunkle Stellen sichtbar, dann ist das Objekt innen noch feucht. In dieser Zeit könnt ihr höchstens etwas mit weiterem Ton ausbessern, aber nicht bemalen. Ich empfehle, zum Bemalen eher 3 bis 5 Tage zu warten.

Lass die fertigen Teile nicht auf der Heizung, an einem zugigen oder sonnenbeschienenen Ort trocknen. Das erhöht die Gefahr für Risse. Das Objekt am besten öfter mal wenden, dabei vorsichtig anfassen, um eine gleichmäßige Trocknung zu unterstützen.

Beachte, dass Soft-Ton immer etwas schrumpft. Das Objekt ist am Ende daher etwas kleiner und dünner. Lässt du es auf einem unebenen Gegenstand trocknen, kann das zu Rissen führen, da sich der Ton zusammenziehen will und an begrenzenden Stellen daran gehindert wird.

Die Trockenzeit beschleunigen
Das Trocknen kann bei niedrigeren Temperaturen im Backofen (bis 100 Grad) beschleunigt werden. Schnelle Temperaturunterschiede verträgt Ton aber nicht, daher muss er langsam erwärmt werden. Alle 10 (bis max. 15) Minuten soll die Temperatur um 10 Grad erhöht werden. Meist wird vom Trocknen im Backofen allerdings abgeraten, da hier das Rissrisiko noch größer sein soll. Es gab auch den Tipp, das Objekt erst nach 2 Tagen Trockenphase im Ofen fertig zu trocknen.

Die Bemalung

Das Tonobjekt kann im Anschluss (vorsichtig) mit Sandpapier bearbeitet und natürlich bemalt werden. Wenn du das Objekt mit hellen Farben bemalen willst, ist es ratsam, eine Grundierung mit Weiß zu machen. Geeignete Farben für das Bemalen sind Acryl-, Öl- oder Plakafarben. Auch ein Lackieren mit Acryllack ist möglich.

Durch das Bemalen und Lackieren wird ein nachträgliches Bröselrisiko gemindert. Ist eine Schicht Acrylfarbe drauf (und getrocknet), kann anschließend auch mit einem Edding weitergemalt werden. Oder man lässt es pur – bei dem roten Ton auch eine schöne Möglichkeit. Eine Schicht Lack kann auch schön aussehen. Bei den Schälchen (Mitte unten) habe ich teils mit silberner Acrylfarbe drüber lasiert. Dann sieht’s richtig spacig aus.

Tonschälchen, bemalt
Tonschälchen lasiert
Tonschälchen Seepferd

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