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Juni 2017

Bewusst gehen
Den Sommer in Barfußsandalen

Seitdem ich mich irgendwann entschieden habe, die Eitelkeit beiseite zu lassen und mehr von dem guten Gefühl zu zehren, das flache Schuhe meinen Füßen bescheren, probiere ich die verschiedensten flachen Schuhmodelle aus. Dabei habe ich gemerkt: umso flacher, desto intensiver das Laufgefühl.

Aber kein Schuh – und sei die Sohle noch so dünn – konnte mir bis jetzt wirklich das Barfußgefühl vermitteln. Es ist immer ein wenig anders. Die Sohle, die den Fuß vom Boden trennt, macht immer einen Unterschied. Sie ist eben nie so dicht am Fuß, dass sie „verschwindet“. Meist schlappt sie noch ein wenig beim Gehen oder macht sich auf andere Weise bemerkbar.

Barfußlaufen ist dagegen wirklich cool … nur ganz ehrlich: lieber zu Hause, auf der Wiese oder auf Sand. Wer schon mal versucht hat, auf hartem Asphalt oder auf pickeligem Waldboden barfuß zu gehen, der weiß: Es macht nicht überall Spaß. Und warten, bis die Hornhaut endlich dicker wird, mich etliche Leute auf der Straße angestarrt haben und die Füße schließlich wahrscheinlich noch größer geworden sind (wie passionierte Barfußläufer bestätigen!) will ich auch nicht. Außerdem bin ich eine Frostbeule – besonders an den Füßen.

Also beginnt meine Möglichst-wie-barfuß-Laufen-Saison meist im Sommer. Dann müssen ein paar minimalistische Schuhe her, die trotzdem stark an das freie Gefühl des Barfußlaufens erinnern. Diesen Sommer gehts also wieder los. Ich habe meine Lunas ausgepackt (Luna Mono), die ich letzten Sommer schon häufig getragen habe. Sie sehen etwas wie Flipflops aus, was mir gefällt, nach vorne hin breiter werdende Entenfüße sind also nicht zu befürchten. Doch leider sind die Lunas ohne das zusätzliche Klettband, das die Sandale noch an den Fesseln festmacht, nicht wirklich für langes Laufen geeignet – bei mir zumindest. Das Problem: Ich rutsche ohne das Fesselband mit dem Fuß etwas zu weit vor, so dass das Fersenband hinten immer wieder runterrutscht. Wahrscheinlich wär das Problem behoben, wenn der Zehentrenner-Pin etwas weiter unten wäre. Ich trag sie trotzdem gerne, aber nicht auf Wanderungen.

Anders gehen will geübt sein

Was mir letztes Jahr beim ersten Ausprobieren der Lunas auffiel: Während eines längeren Spaziergangs durch die alten Ruinen Mykenes in Griechenland musste ich erst mal eine geeignete Gangart finden, um flüssig zu gehen. Der typische Fersengang, den man aufgrund der Tatsache, dass eigentlich JEDER Schuh einen Absatz hat, funktionierte nämlich kaum. Zu Beginn musste ich kleinere Schritte machen, um nicht völlig in meine Schritte zu fallen. Ich experimentierte am meisten mit dem Aufsetzen des Fußes auf den Boden. Am besten ging es letztendlich, indem ich zuerst mit der vorderen Außenkante des Fußes aufsetzte. Das war etwas gewöhnungsbedürftig, aber eine schöne Abwechslung zu meiner sonstigen Gangart. Erstaunlicherweise hatte ich am nächsten Tag richtig gut Muskelkater in den Waden.

Die Beinmuskulatur scheint mir bei diesem Gehen insgesamt mehr involviert zu sein. Vor dem Aufsetzen gibt es eine kurze Phase, in der man mitten in der Bewegung etwas innehalten muss, um nicht zu hart aufzutreten. Man wird sich dabei bewusster darüber, wie man sonst geht. Schuhe mit dickerer Sohle nehmen einem das irgendwie ab, indem sie es verzeihen, wenn man einfach sein Bein in den Schritt fallen lässt. Aber die Oberschenkelmuskulatur hat davon nichts.

Alternative Sandalen

Zwischendurch hab ich mir die den Lunas ziemlich ähnlichen Chala Sandalen (Chala Evo Vegan mit gelbem Streifen in der Sohle) angeschafft. Der Unterschied zu dem Lunas ist hier vor allem, dass das Querband über den Fußrücken hier zur Innenseite des Fußes läuft, während es bei den Lunas außen herum läuft. Das macht die ganze Sache anders – zumindest rutscht das mir das Fersenband nicht mehr runter.

Vor Kurzem hab ich mir dann noch ganz minimale Sandalen geholt, bei denen man einfach eine Sohle aus Wildleder auf einen 5 cm dicken Gummi klebt und das ganze mit einem komplizierten System einer Fadenführung am Fuß festmacht. Durch die vielen Querfäden ist der Halt richtig gut, wenn man erst einmal eine gute grundlegende Spannung der einzelnen Segmente ausgetüftelt hat. Dafür muss man an verschiedenen Stellen immer wieder nachziehen oder lockern. Die Sohle ist ziemlich breit und die vielen Schnüre betonen den Fuß und machen ihn größer. Ich hab mir letztendlich die Sohle um einiges schmaler geschnibbelt – und jetzt sehen sie viel besser aus.

Und wieder anders laufen

Das Laufen ist hier auch wieder anders. Es geht am besten, wenn man einfach mit der Fußvorderseite zuerst auftritt – oder den Fuß nicht weit vom Boden hebt und ihn mehr zieht, aber das kommt schon nah ran ans Schlurfen … Ich habe mal einen Film über die Todas (von Clemens Kuby), einen Stamm in Südindien, gesehen, in dem erzählt wurde, dass dieses Volk eine ganz spezielle Gangart habe, bei der sie zuerst mit den Zehen aufträten. Sie fühlten so angeblich vorher den Boden nach Unwegbarkeiten ab. Das geht mit diesen an Römer-Sandalen erinnernden Teilen ziemlich gut. Der Gang wirkt auch elegant, sobald man den Dreh einmal raus hat, und man kann sich tatsächlich einbilden, dass im vorderen Bereich des Fußes irgendwie Hindernisse ein wenig erspürt werden können, bevor sie unter dem Fuß landen. Bergauf komme ich mit diesen Sandalen, die auch von der deutschen Firma Chala gefertigt werden, noch nicht ganz flüssig, da ich die Bänder nicht ganz so festgezurrt mag und das Wildleder unter dem Fuß aber leicht rutschig ist.

Ballerinas aus synthetischem Kautschuk

Zu guter Letzt hab ich noch einen besonderen Fund aus der Barfußschuh-Ecke: Iguaneye aus Spanien. Sie sehen echt süß aus, wie Ballerinas mit einer kleinen futuristischen Ecke vorne. Sie sind aus synthetischem Kautschuk, haben genug Öffnungen für die Luftzirkulation. Zehentrennung muss man hier mögen, denn diese geht zwischen großem und zweiten Zeh ganz bis oben zur Spitze durch. Aber dann sind sie echt gut zu tragen. Durch die dickere Korksohle, die einfach eingelegt wird, kann man in den Iguaneye leichter seiner normalen Gangart frönen. Die Trennung zum Zeh trainiert auch ein wenig das Gelenk am oberen Rand des Innenfußes – eine gute Übung gegen Halux Valgus vielleicht. Kleiner Nachteil: Fahrrad fahren ist mit den Schuhen ausgeschlossen. Sie rutschen auf der Pedale sofort von der Ferse.

Freiheit den Füßen

Flache Schuhe zu tragen oder barfuß zu gehen macht wirklich Spaß, fordert den Fuß und es kommt unserer Natur einfach entgegen. Es ist eine super Gymnastik für den Fuß und eine Gelegenheit, körperliche Routinen zu durchbrechen. Während Sneaker mit superweichen Sohlen den Fuß kaum noch fordern, sondern nur „pampern“, muss man mit minimalistischen Barfußschuhen das Gehen fast wieder neu lernen.

Aber es lohnt sich. Durch die minimale „gear“ am Fuß spürt man die Luft und den Wind, Kälte, Wärme und feuchte Bereiche, die man durchquert. Und das Gefühl, die eigenen Bewegungen wieder bewusst wahrzunehmen, macht absolut Laune und ist eine tolle Abwechslung. Man bekommt in Barfuß-Sandalen zudem richtig gut mit, wie der Boden unter den Füßen beschaffen ist: Verschiedene Grade von Härte und diverse kleine Unebenheiten, Steinchen und sonstige Dinge kann man da bemerken – Massageeffekt eingeschlossen. Große Spannung also bei etwas ganz profan Alltäglichem.

 

11. Mai 2017

Glück ist … wenn du es siehst
Achtsamkeit schafft Platz für neue Sichtweisen

Ist das Glück wirklich nur immer dieser kurze Augenblick höchster Freude, der selten kommt und schnell vergeht? Dieser flatterhafte Schmetterling, der kurz an einer Blume kostet und dann wieder auf und davon ist? Oder kann das Glück auch ein treuer Begleiter im Leben werden? Fest steht: einfangen lässt es sich nicht, man muss ihm Raum geben.

Im kleinen Königreich Bhutan gibt es tatsächlich ein „Bruttonationalglück“. Der Binnenstaat, der zu 80 Prozent vom mächtigen Gebirge des Himalaya geprägt ist, hat „Glück“ zum obersten Ziel seiner inländischen Politik erklärt. Bereits in den 1970ern führte König Jigme Singye Wangchuck den kuriosen Begriff ein, da er Bhutans einzigartige Kultur und ihre buddhistischen Werte mindestens genauso wichtig fand wie modernen Fortschritt. So ist das Land bis jetzt das einzige, das eine Gesellschaft anstrebt, in der ein Gleichgewicht zwischen materieller, kultureller, ökologischer und spiritueller Entwicklung gefördert wird.

Ähnliche Entwicklungen sind überall auf der Welt zu erkennen. Sogar hierzulande: Vor einigen Jahren wurde an einer Schule in Heidelberg das Schulfach Glück eingeführt. Damit sollen „Lebensthemen“ in die Schule gebracht werden, die die Persönlichkeitsentwicklung fördern, z.B. Vertrauensbildung, Optimismus, Werteorientierung und Achtsamkeit. Kinder dürfen zusammen mit Lehrern erforschen, was sie glücklich macht. Welche bessere Vorbereitung für das Leben kann man sich vorstellen? Seitdem führten mehr als 100 Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Schulfach Glück ein. Und auch in den USA und in Großbritannien wird ein ganz ähnlich gelagertes Fach gelehrt: Social and Emotional Learning.

Verschiedene Definitionen von Glück

Von Gelehrten, Philosophen und Wissenschaftlern wird das Thema Glück bereits seit Jahrtausenden diskutiert. „Jeder Mensch will glücklich werden; um das Ziel aber zu erreichen, müsste er zunächst wissen, was das Glück eigentlich sei.“ Mit diesen Worten weist Jean-Jacques Rousseau schon darauf hin, dass unsere Definition von Glück bestimmt, wie wir Glück erleben. Im alten Griechenland schieden sich die Geister, was unter dem Begriff zu verstehen sei. So sahen die Epikureer im Streben nach Lust das höchste Glück, während Aristoteles und andere Denker die als Glück definierte Eudaimonie als ausgeglichenen Gemütszustand verstanden, der in einer entsprechenden Lebensführung Ausdruck fand.

Glück hat viele Nuancen. Die Vielseitigkeit des Begriffs spiegelt sich auch in zahlreichen Sprachen wider, die unterschiedliche Wörter für verschiedene Arten von Glück haben: Glück als reiner Zufall (engl. luck), wie z.B. der Lottogewinn, Glück per Lustempfinden, z.B. eine gute Massage, oder Glück als Quelle der Freude, wenn etwa den Künstler die Welle der Kreativität hoch hinaus trägt. Glück kann aber noch mehr sein. Es kann auch ein Zustand ruhiger Heiterkeit sein, mitfühlender Gelassenheit, großzügiger Demut oder furchtloser Offenheit. Glück muss nicht immer Feuerwerk und große Sensation sein. Und umso weniger Feuerwerk man braucht, desto ausgeglichener und dauerhafter wird das Glück.

Dankbarkeit und Achtsamkeit

Wer Glück als einen inneren dauerhaften Zustand wünscht, der kann sich u.a. einfach mal wieder den kleinen Dingen zuwenden, sie beachten und schätzen und dankbar für sie sein. Wie oft sehen wir die kleinen Wunder am Wegesrand nicht, weil wir im Kopf schon beim nächsten Moment sind? Eine Studie des renommierten US-amerikanischen Gallup-Instituts mit 150.000 Befragten in 148 Ländern fand 2014 heraus, dass die Menschen in vermeintlich nicht so sehr gesegneten Ländern weltweit am glücklichsten sind: Paraguay, El Salvador und Costa Rica sowie einige Nachbarstaaten. Deutschland kam im internationalen Vergleich nur in den mittleren Bereich.

Ähnliche Studien gibt es bereits einige. Es scheint, dass ein einfaches Leben ohne die „Vorzüge“ der schnellen Bedürfnisbefriedigung moderner Gesellschaften keineswegs so unglückliche Zustände hervorruft, wie dies oft angenommen wird. Vielmehr legen die Studien nahe, dass die Beschränkung auf das Wesentliche und weniger Ablenkung (durch zu erreichende Ziele oder Zustände) mehr Lebensqualität bringen. Nicht umsonst fahren wir besonders gerne in genau die Länder in Urlaub, die viel von diesem einfachen Lebensgefühl bewahrt haben. Dort, so sagt man, laufen die Uhren noch anders, es herrscht keine Hektik und trotz teils chaotischer Zustände sind die Menschen zufrieden und verlernen nicht das Lachen. Mit großer Passion machen wir Fotos von Szenen, in denen fingerfertige Frauen liebevoll einem alten Kunsthandwerk nachgehen oder in denen der vom Wind gegerbte Fischer an den Maschen seines Fischernetzes arbeitet. Alles scheint eine weise Demut und Gelassenheit auszustrahlen.

Dem Glück Raum geben

Sich Zeit nehmen für das Leben, mit allen Sinnen wahrnehmen, was gerade passiert … genau das ist es, was dieses stille Glück hervorbringt, das wir in solchen Szenen sehen. Und genau an diesem Punkt sehen wir Achtsamkeit in Aktion. Achtsamkeit bedeutet, ganz in den Moment einzutauchen und ihm keinerlei Stempel aufzudrücken. Beobachtend und aufmerksam nimmt man alles ohne inneres Urteilen wahr – so, wie es ist.

Uns westliche, gestresste Menschen hilft dabei besonders, dass wir unser Inneres wieder stärker wahrnehmen, denn die Verbindung nach innen geht oft zugunsten der Kopflastigkeit verloren. Sie ist aber wichtig und schenkt uns emotionale Stabilität. Egal, was sich in uns in Form von Gefühlen, Emotionen, Bildern und Gedanken zeigt, es wird durch Achtsamkeit verwandelt von einer treibenden, zerstreuenden Kraft in eine Ruhe, die uns wieder durchatmen lässt. Wir werden nicht mehr mitgerissen von unseren sich stetig wandelnden Emotionen und Gedanken, sondern halten in einem ruhigen Raum in unserem Innern die Stellung, währen außen die Sturmwellen toben mögen.

Achtsamkeit bedeutet dabei nicht Anstrengung, es bedeutet eher weniger – weniger versuchen, weniger tun, weniger beurteilen – und sollte deshalb eigentlich ganz einfach sein. Doch vor allem unser inneres Gespräch mit uns selbst sowie Gewohnheiten und Muster können uns hartnäckig im Weg stehen. Da hilft nur Dranbleiben und Üben, bis in unserem Herzen wieder genügend Raum für das Glück entsteht und es von innen heraus kultiviert werden kann. Wahres Glück bezieht sich auf den Geist und das Herz. Glück, das vornehmlich von physischem Vergnügen abhängt, ist instabil – an einem Tag ist es da, am nächsten vielleicht nicht“, sagt der Dalai Lama.

Glück hängt letztendlich mit unserer Sichtweise der Dinge zusammen. Es ist die Art, wie wir Dinge sehen und wahrnehmen, ob wir sie be- oder gar verurteilen oder einfach sein lassen können. Von dieser Warte aus erscheint auch die vermeintliche Kehrseite des Glücks, das Leid, in ganz anderem Licht. Wir können den Umgang damit vereinfachen, indem wir es annehmen, ohne Widerstand dagegen aufzubauen. Im Annehmen der Dinge liegt eine große Kraft, die etwas von bedingungsloser Liebe hat.

Achtsamkeit ist ein anderer Umgang mit den Gegebenheiten des Lebens, als wir ihn in den meisten Fällen gelernt haben. Aber es lohnt sich. Wer das Glück auf diese Weise in seinem Innern wachsen lässt, der muss dem Glück gar nicht mehr hinterher jagen. Das Glück kommt dann von ganz allein.

Gina Janosch

 

April 2017

Zeit zu haben

Heutzutage Zeit zu haben, ist kein Luxus mehr. Es scheint eine Situation geworden zu sein, die niemand mehr erstrebt. Tut sich unerwartet ein Zeitfenster auf, wird ziemlich bald zum Smartphone gegriffen und … vergessen, dass eben noch Zeit da war.

Auch in größerem Zusammenhang gesehen, scheint es eher unangenehm geworden zu sein, Zeit zu haben. Eine Freundin, die letztes Jahr arbeitslos war, meinte zu mir, dass es nervig sei, dass alle um sie herum beschäftigt seien, während sie nichts zu tun habe. Dass es ihr fast peinlich sei, für Verabredungen eigentlich immer Zeit zu haben. Es wirke so uncool. Ein voller Terminkalender bedeutet eben Wichtigkeit. Und Wichtigkeit ist im Zeitalter von Selfie-Wahn und Youtube-Präsenz einfach … wichtig.

Aber was, wenn wir einfach mal ein Zeitfenster, das sich öffnet, wahrnehmen, innehalten und spüren, wie sich unser Innerstes überhaupt noch anfühlt? Natürlich können dann Sachen „hochkommen“. Aber immer alles verdrängen, macht nicht nur schlechte Laune, sondern auf Dauer richtig unglücklich. „Kaum etwas kostet so viel psychische Kraft wie Verdrängung“, sagt der französische Psychiater Dr. Daniel Dufour

Es ist, als lebten wir nur halb. Begebenheiten rauschen einfach an uns vorbei, Dinge passieren so schnell, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. Und wenn etwas nur langsam vorankommt, suchen wir frenetisch nach Ablenkung. Als könnten wir nicht mal ein paar Minuten mit uns selbst alleine sein. Als hätten wir uns von diesem natürlichen Zustand, wie ihn Tiere noch haben, völlig entfernt. Einfach den lieben Tag lang nur rumliegen, dösen, in den Himmel schauen und vielleicht noch etwas spielen – wer über zehn kann das heute noch?

Wenn wir die Zeit immer mehr aus unserem Leben verbannen, um cool zu wirken und wichtig zu sein, verschwindet klammheimlich nebenbei unser Leben selbst. Dann sind wir nur noch eine Erscheinung in sozialen Netzwerken, eine flüchtige Bekanntschaft in der Nachbarschaft, eine Persona statt eine Person. Wir sind dann Bestandteil eines Netzes und scheinbar nicht allein. Von uns selbst sind wir jedoch weiter entfernt, als wir ahnen.

 

 

             März 2017

Unterscheidungsvermögen

Früher war ich immer etwas verwirrt bei dem Begriff „Unterscheidungsvermögen“. Ich konnte nicht so richtig was damit anfangen. Inzwischen hat sich das geändert. Es bedeutet, dass man nicht alles über einen Kamm schert, sondern merkt, dass zwei äußerlich gleich erscheinende Szenarios absolut unterschiedliche Inhalte und Wirkungen haben können.

Aus dem Grund sollte man auch vorsichtig sein mit Überzeugungen. Nur, weil einmal ein unhöflicher Opa mit gezwirbeltem Vollbart grundlos ärgerlich mit dem Spazierstock auf einen losgegangen ist, heißt das nicht, dass alle Opas mit gezwirbeltem Schnurrbart aggressive Idioten sind.

Aber Unterscheidungsvermögen erfordert schon eine gewisse Mühe unsererseits. Wir müssen uns dann alle Facetten einer Situation anschauen und Verallgemeinerungen beiseite lassen. Das benötigt Zeit und das Anschalten unseres Denkapparates. Aber nur dann können wir auch nur ansatzweise die ewig kompelxen Dinge der Welt vielleicht ein wenig besser verstehen.

 

 

 

Februar 2016

 

 

Eine geniale Idee hat Autor Matthias Scheel verwirklicht. Sein Roman „Schells Bureau“ erscheint vollständig online, entwickelt sich von Tag zu Tag und formt sich zu einem weit verzweigten System aus Haupt- und Nebenhandlungen.

Die Geschichte ist ziemlich abgefahren, Traum und Wirklichkeit vermischen sich immer wieder und es bleibt spannend.

Zu lesen unter: http://schells-bureau.de/introlog/

 

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